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Die Katholischen Krankenhäuser - Unverzichtbar menschlich

Ausgabe 1 / 15. Dezember 2023

Klinikreform: Kritik und Vorschläge aus Sicht der Praxis

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Bei einem Parlamentarischen Frühstück Anfang November in Berlin berichteten Vertreter katholischer Krankenhäuser aus der Praxis. Im Gespräch mit Gästen aus Bundestag und Verbänden nahmen sie die Planungen zur Krankenhausreform unter die Lupe.

„Seit Jahrzehnten haben die aus Orden hervorgegangenen Krankenhäuser tragfähige regionale Gesundheitsnetzwerke entwickelt“, sagte Dr. med. Dirk Albrecht, stellvertretender Vorsitzender des Katholischen Krankenhausverbands und Hauptgeschäftsführer der Contilia Gruppe Essen. „Sie können mit ihrer Wandlungsfähigkeit Impulse für Reformen geben.“ Viele Elemente im NRW Krankenhausplan, etwa die Leistungsgruppenplanung, seien sinnvoll. „Schon jetzt funktioniert das System besser als das frühere. Und wir sehen konstruktive Einigungsbewegungen mit Behörden und Krankenkassen.“

„Katholische Krankenhäuser können Impulse für Reformen geben“

Dr. med. Dirk Albrecht

Martin Bosch, Geschäftsführer St. Josephs-Hospital Wiesbaden, nahm den Gedanken auf und berichtete von den positiven Erfahrungen mit einer Netzwerkstruktur, die auch in kleinen Einrichtungen der Grund- und Regelversorgung hochqualifizierte Behandlungen ermöglicht (mehr im Interview).

Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands, hob hervor: „Die dezentralen Strukturen vieler katholischer Krankenhäuser weisen vielfach einen höheren Effizienzgrad auf als mancher Maximalversorger.“ Doch mit dem vorhandenen Vergütungssystem steuere man auf eine hoch defizitäre Krankenhausversorgung zu. „Wir benötigen nicht kurzfristige Einzelfallhilfen, sondern nachhaltige Verbesserung der Vergütungssystematik.“

„Die Pflege ist bisher der große Verlierer der Krankenhausstrukturreform“, sagte Arne Evers, Pflegedienstleiter St. Josephs-Hospital Wiesbaden, und ergänzte: „Durch Standortschließungen lässt sich der Pflegemangel nicht beheben.“ Pflegekräfte suchten zumeist wohnortnahe Arbeitgeber mit einem für sie passenden Arbeitsmodell. „Diese Mitarbeitenden laufen nicht wie die Ameisen dem Zuckerwürfel in die nächste Einrichtung hinterher.“ Die Flucht in andere Pflegebereiche oder sonstige Berufsfelder nehme zu. Es sei unverständlich, dass die Pflege nicht in die Reformdiskussion eingebunden werde.

„Mitarbeitende laufen nicht wie Ameisen dem Zuckerwürfel hinterher“

Arne Evers

Dr. Rainer Beyer, Hauptgeschäftsführer der Trägergesellschaft für die Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen Erlöser, betonte, Größe könne zwar zu erhöhter Kosteneffizienz führen, sei aber kein Qualitätsgarant. An zahlreichen Beispielen zeigte er auf, dass die Versorgungsqualität in kleineren Häusern oft besser beurteilt wird. „Die Leistung im Krankenhaus ist kein Standardprodukt, sondern eine beratungsintensive und wissensbasierte Dienstleistung, die auf hoch qualifizierten und sich gut organisierenden Fachkräfte-Teams fußt.“

Fotos: Kath. Krankenhausverband Deutschland/Jens Jeske

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