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Die Katholischen Krankenhäuser - Unverzichtbar menschlich

Ausgabe 1 / 15. Dezember 2023

Mutig von Augenblick zu Augenblick

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Christliche Werte können für das Gesundheitswesen neue Möglichkeiten eröffnen, so Sr. Josefa Maria aus München, die hier ihre Keynote bei der Verleihung des KKVD Sozialpreises zusammenfasst.

Von Sr. Josefa Maria Grießhaber, Referentin für Spiritualität der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in München

„Barmherzigkeit ist ein Begriff der heute für ein Wirtschaftsunternehmen nicht mehr passt. Das ist altmodisch.“ Diese Aussage eines Marketing-Experten halte ich für falsch. Barmherzigkeit ist auch in einem Wirtschaftsunternehmen weder altmodisch noch unnötig. Im Wort „Barmherzigkeit“ im Sinne Jesu stecken das „Herz“, also das gute Wort und die Zuneigung, ebenso wie der „Arm“ mit seinen Händen, mit denen ich etwas tun kann. Die Verbindung von Arm und Herz ist das, was uns unterscheidet. Sie macht den USP katholischer Krankenhäuser aus. Denn gute Medizin nach modernsten Standards allein ist vielerorts vorhanden.

„Die Verbindung von Arm und Herz ist das, was uns unterscheidet“

Die meisten katholischen Krankenhäuser gehen auf Orden zurück. Die Ordensgemeinschaften entstanden zu Zeiten großer Krisen, von Kriegen, Epidemien und Armut. Dies ist genauso Teil unserer DNA wie die Tatsache, dass Orden sich immer selbst organisieren mussten. Ordensleute waren stets auch gute Kaufleute. Deswegen sind Wirtschaftlichkeit und Barmherzigkeit immer gemeinsam bedacht worden. 

Die heilige Luise, die Patronin meines Ordens, sagt: „Geh nur mutig von Augenblick zu Augenblick auf dem Weg, auf den Gott dich gestellt hat.“ Als katholische Einrichtungen müssen wir die Krankenhausreform hinterfragen. Wir müssen sichtbar sein und den Mut haben, ganz neue Wege zu gehen. Seien wir offen für visionäre Konzepte und vertrauen wir auf Gott. Er geht mit uns, denn nie war Barmherzigkeit so wichtig wie heute.

„In jedem Fall ist wichtig, dass wir voneinander lernen“

Bei allen Planungen für die Zukunft sollten wir überlegen, was unser Handeln für unsere Mitarbeitenden in ihrem Alltag heute bedeutet. So können wir gemeinsam etwas Neues entwickeln. Dabei kann das, was für mich oder die barmherzigen Schwestern richtig ist, für andere ein Vorbild sein. Das muss es aber nicht. In jedem Fall ist es wichtig, dass wir voneinander lernen. Die vorgestellten Projekte für den KKVD Sozialpreis zeigen beispielhaft Facetten barmherziger und nachhaltiger Transformation.

Meine tägliche Arbeit liegt darin, unsere Werte zu vermitteln und weiterzuentwickeln. Doch was bedeuten diese Werte heute? Indem wir uns dieser Frage stellen, lenken wir den Blick auf uns selbst und nehmen die Menschen, die uns begegnen und uns anvertraut sind, bewusst mit ihrer Würde wahr. Darin liegt der besondere Unterschied zwischen einer rein medizinisch-technischen Versorgung und echter Barmherzigkeit. Aus dieser Perspektive kann für die Caritas und kann für die katholischen Krankenhäuser etwas Wunderbares entstehen. Dazu möchte ich sie ermutigen – von Augenblick zu Augenblick.

Mehr Informationen über die Arbeit der Barmherzigen Schwestern in München gibt es auf www.barmherzige.net

Fotos: Kath. Krankenhausverband Deutschland/Jens Jeske

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