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Die Katholischen Krankenhäuser - Unverzichtbar menschlich

Ausgabe 1 / 15. Dezember 2023

„Am regionalen Bedarf orientieren“

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Martin Bosch ist Geschäftsführer des St. Josefs-Hospitals in Wiesbaden und des JoHo-Verbunds. Im Interview spricht er sich für ein ausgeklügeltes System der Krankenhausplanung aus.

Herr Bosch, welche Krankenhausstruktur benötigt ein Ballungsraum wie das Rhein-Main-Gebiet? Wäre es mit seinen Uni-Kliniken nicht ein ideales Gebiet, um die Versorgungsstrukturen zu konzentrieren?

Martin Bosch: Konzentrationen sind sinnvoll in Bereichen hochspezialisierter Leistungen für relativ wenige Patienten, etwa der Dermatologie. Andererseits müssen Kardiologie, Onkologie und viele weitere wichtige Fachabteilungen in größeren und kleineren Häusern mehrfach vorgehalten werden. Was würde etwa passieren, wenn eine Notaufnahme wegen einer Pandemie ausfiele? Wir müssen uns an den regionalen Bedarfen orientieren und gleichzeitig eine hohe Qualität bieten.

„Lokale Biotope dürfen nicht entstehen“

Inwieweit gelingt eine solche Versorgungsstruktur bei Ihnen und wie fügen sich die Kliniken des St. Josefs-Hospitals dort ein?

In Wiesbaden deckt die Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken als Maximalversorger nahezu alle Fachgebiete ab. Daneben verfügen die Asklepios Paulinen Klinik und das St. Josefs-Hospital jeweils über mehr als zehn Fachabteilungen. Wir haben zum Beispiel eine spezialisierte Alterstraumatologie, sie eine Urologie. Nachdem in dieser Region mehrere Krankenhäuser geschlossen wurden, hat sich die Aufteilung der Versorgungsaufträge für alle Beteiligten konstruktiv entwickelt.

Ihr Verbund hat auch zwei kleinere Häuser. Wie können diese wirtschaftlich betrieben werden und welchen Mehrwert haben sie für die Bevölkerung?

Unser Standort Rheingau dient zum Beispiel der Regel- und Grundversorgung inklusive interdisziplinärer Notaufnahme. Bei den elektiven chirurgischen Eingriffen können hier auch Patienten behandelt werden, für die in Wiesbaden die Kapazitäten nicht ausreichen. Durch die Kombination von Grundversorgung und Spezialisierung gelingt ein prinzipiell wirtschaftlicher Krankenhausbetrieb. Die niedergelassenen Ärzte bestätigen, dass diese Arbeitsteilung der Bevölkerung eine gute Gesundheitsversorgung bietet.

Wie gelingt Ihnen eine erfolgreiche Vernetzung der einzelnen Häuser?

Durch engen Austausch, der von der Leitung selbst gelebt wird. Ich selbst bin auch regelmäßig in allen Häusern. Unser Personal tauscht sich viel aus und wechselt phasenweise den Standort. Lokale Biotope dürfen nicht entstehen.

„Wir drohen auf ein wesentlich stärker ökonomisiertes Krankenhauswesen zuzusteuern“

Wie beurteilen Sie aktuell den Stand der Vorschläge zur Krankenhausreform?

Wir benötigen eine Reform für weniger Ökonomie und Bürokratie und wir müssen uns dem Fachkräftemangel stellen. Weniger Standorte sind sinnvoll. Prinzipiell wäre das ausgeklügelte System der Krankenhausplanung aus Nordrhein-Westfalen gut. So etwas sollte bundeseinheitlich ausgerollt werden, um eine gleiche Richtung der Krankenhausplanung zu ermöglichen. Statt auf ein System mit durchdachten Vorhaltepauschalen drohen wir aber sogar auf ein wesentlich stärker ökonomisiertes Krankenhauswesen zuzusteuern. Es wurde viel Zeit verloren.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Diskussionen aus Perspektive der Mitarbeitenden?

Mit den negativen Schlagzeilen und fehlender Handlungsfähigkeit gewinnt das Gesundheitswesen sicherlich nicht an Attraktivität. Dabei benötigen wir dringend mehr motivierte Kolleginnen und Kollegen. Ich wünschte, das würden alle Beteiligten einmal berücksichtigen.

Mehr Informationen zum St. Josefs-Hospital Wiesbaden und zum JoHo-Verbund finden sich auf www.joho.de

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