Ausgabe 6 / 4. Juli 2025

Parlaments-Frühstück zu neuen Pflegeberufen
Politik trifft Pflegepraxis: Rund 40 Vertreter:innen aus Bundestag, Verbänden und Gesundheitswesen kamen auf Einladung der katholischen Krankenhäuser, des DBfK und von Emmi Zeulner (CDU/CSU) zu einem Frühstück im Bundestag zusammen.
Im Zentrum der Gespräche standen dringend benötigte gesetzliche Rahmenbedingungen für neue Pflegeberufe wie die „Advanced Practice Nurse“ (APN) und die „Community Health Nurse“ (CHN).
Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner machte in ihrem Eingangsstatement klar: „Wir sollten mit Herz und Entschlossenheit dranbleiben an diesem wichtigen Thema.“ Die neue Bundesregierung wolle zügig die in der vergangenen Legislaturperiode entstandenen Gesetzesentwürfe weiterentwickeln und erneut ins Parlament einbringen – darunter Vorschläge zur Stärkung von Pflegekompetenz, Assistenzausbildung und neuen Versorgungsrollen.
Pflege braucht rechtliche Klarheit
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands, bedankte sich bei Zeulner für deren Engagement. Neue Rollen wie APN oder CHN könnten „eine Schlüsselfunktion in der zukünftigen Pflegeversorgung einnehmen – doch dafür fehlt bislang der passende gesetzliche Rahmen“.

Für den Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe DBfK unterstrich Dr. Bernadette Klapper: „Die Gesetze sollten noch mutiger und attraktiver gestaltet werden.“ Ein gut abgestimmter Qualifikationsmix sei entscheidend für die Versorgungsqualität. Gerade in Prävention und sektorenübergreifender Versorgung könnten APN und CHN viel bewegen – sofern man ihnen den nötigen Spielraum gebe.
Pflege in Aktion: Einblicke aus der Praxis
Wie das konkret aussehen kann, zeigte Marle Marie Borrello am Beispiel ihrer Arbeit im Katholischen Marienkrankenhaus Hamburg. Sie ist Teil eines fünfköpfigen APN-Teams. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf Demenz und Delir. Etwa 30 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringt sie direkt mit Patient:innen, 40 Prozent fließen in Praxisentwicklung, weitere 30 Prozent in Forschung und Lehre. Sie entwickelt beispielsweise Taschenkarten und Wandplakate, die den Kolleg:innen aktuelle pflegewissenschaftliche Standards vermitteln. Hinzu kommen die Mitgestaltung neuer Versorgungskonzepte und die Einführung von Screening-Instrumenten.
Doch die strukturellen Hürden bleiben hoch: „Es ist derzeit schwer, flächendeckend APN-Stellen zu finden“, erklärte Borrello. Einer der Gründe: fehlende Refinanzierungsmodelle. Ihr Appell an die Politik war deutlich: „Das muss geklärt werden.“
CHN: Pflege mitten im Kiez
Einen Blick in die ambulante Versorgung warf Jens Stüwe vom Stadtteil-Gesundheits-Zentrum Berlin-Neukölln. Der angehende Community Health Nurse arbeitet mit Fokus auf den Sozialraum und vulnerable Bevölkerungsgruppen. „Bei CHN geht es mehr um die Gemeinschaft“, sagte er. Seine Aufgabe sei, Patient:innen zu stärken, Versorgung zu koordinieren und unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Die Frage „Was brauchen wir?“ stehe dabei am Anfang jeder Begegnung.

Einig im Ziel: Pflegeberufe stärken und zukunftsfest machen
Zum Abschluss diskutierten die Teilnehmenden intensiv über die Anforderungen an die angekündigten Gesetzesvorhaben. Der Tenor war klar: Die neuen Berufsbilder müssen praxisnah, zukunftsfähig und attraktiv ausgestaltet werden. Nur so könnten die Pflege gestärkt, Versorgungslücken geschlossen und der Beruf für junge Menschen interessant gemacht werden.
Fotos: Jens Jeske / Kath. Krankenhausverband