Ausgabe 5 / 2. April 2025

Freigemeinnützige Träger stärken
Die aktuelle wirtschaftliche Krise trifft freigemeinnützige Kliniken besonders hart. Dabei gilt ihr Modell, das Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl miteinander verbindet, eigentlich als sehr effizient. Bernadette Rümmelin über die Gründe dafür.
Katholische Krankenhausträger leisten seit jeher mehr als die reine Krankenhausversorgung. Sie betreiben neben Akutkliniken auch Pflegeheime, Reha-Einrichtungen und ambulante Versorgungsangebote. Die Verzahnung dieser Bereiche ist für sie gelebte Praxis, die den Patient:innen eine durchgehende und koordinierte Behandlung ermöglicht.
Während die viel beschworene sektorenübergreifende Versorgung insgesamt nur schleppend vorankommt, haben katholische Träger bereits bewiesen, dass ein ganzheitlicher Versorgungsansatz funktioniert.

Mit dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) geht die Politik weitere Schritte in diese Richtung: Die geplanten sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtungen und die stärkere Ambulantisierung können Versorgungslücken schließen und das System effizienter machen. Vor allem aber können sie den demografischen Herausforderungen einer älter werdenden Bevölkerung begegnen.
Chronische Unterfinanzierung, Inflation und Personalmangel
Doch die gesetzliche Neuausrichtung kommt zu einer Zeit, in der die Krankenhäuser in einer beispiellosen wirtschaftlichen Krise stecken. Chronische, strukturelle Unterfinanzierung für Investitionen und Betrieb, nicht erstattete Inflationskosten und ein zunehmender Personalmangel bringen viele Einrichtungen an ihre Belastungsgrenze. Davon besonders betroffen sind die freigemeinnützigen Krankenhäuser, 45 Prozent davon stehen in katholischer Trägerschaft. Sie sehen sich trotz ihres effizienten Wirtschaftens mit teilweise existenziellen Herausforderungen konfrontiert.
Städte, Kreise und andere staatliche Träger gleichen die Verluste öffentlicher Kliniken mit Steuermitteln im teilweise dreistelligen Millionenbereich aus. Was als Ausnahme begann, ist längst weit verbreitete, gängige Praxis. Freigemeinnützige und auch private Krankenhäuser erhalten solche Finanzspritzen nicht. Zudem können freigemeinnützige Träger aufgrund des Gemeinnützigkeitsrechts keine hohen Rücklagen bilden, um für Krisenzeiten vorzusorgen.
Überdurchschnittlicher Anteil an Insolvenzen
Es ist daher kein Wunder, dass in den vergangenen Jahren 80 Prozent der Schutzschirmverfahren und Insolvenzen in freigemeinnützigen Kliniken stattfanden. Dabei haben sie nur einen Anteil von 30 Prozent am Versorgungsgeschehen. Das freigemeinnützige Modell, das Patientenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Gemeinwohl in besonderer Weise miteinander verbindet, gerät dadurch massiv unter Druck. Sollte die neue Bundesregierung nicht rasch handeln und die erwartete Brückenfinanzierung auf den Weg bringen, droht der Verlust wichtiger Versorgungsstrukturen.
Immerhin: Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen hat die Facharbeitsgruppe Gesundheit und Pflege von Union und SPD einen Inflationsausgleich für Betriebsdefizite der Jahre 2022 und 2023 in Höhe von insgesamt 4 Mrd. EUR vorgesehen. Nun kommt es darauf an, dass die Hauptverhandlungsgruppe diesen Plan ebenfalls absegnet.
„Wir setzen uns für eine Vorhaltekostenfinanzierung ein, die diesen Namen auch verdient“
Doch damit allein ist es nicht getan. Wir brauchen eine Krankenhausfinanzierung, die für alle Kliniken unabhängig von ihrer Trägerschaft fair und auskömmlich ist. Dazu gehört, dass die Länder endlich alle notwendigen Investitionsmittel bereitstellen. Und dazu gehört, dass die Systematik der im KHVVG vorgesehenen Vorhaltebudgets nochmals überarbeitet wird. In seiner jetzigen Form ersetzt das Konzept alte Fehlanreize schlicht durch neue. Wir setzen uns stattdessen für eine Vorhaltekostenfinanzierung ein, die diesen Namen auch verdient, indem sie sich an tatsächlichen Kosten orientiert und unabhängig von Fallzahlen ist.
Gleichzeitig werden wir dafür werben, freigemeinnützige Träger nachhaltig zu stärken, denn sie sind eine tragende Säule in unserem Gesundheitssystem. Denkbar wäre ein gesondertes Finanzierungsprogramm für freigemeinnützige Träger, das deren besondere Struktur und Herausforderungen berücksichtigt. Auch benötigen wir eine bessere und weniger aufwändige Vergütung für sektorenübergreifende Versorgungsmodelle, um die integrierte Patientenversorgung wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.
Nur mit einer verlässlichen Finanzierung kann das bewährte Modell der katholischen Krankenhäuser weiterhin Bestand haben – zum Wohle der Patient:innen, die auf eine qualitativ hochwertige und menschliche Versorgung angewiesen sind.
Bernadette Rümmelin ist Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschland.
Fotos: stock.adobe.com/ralf, Katholischer Krankenhausverband Deutschlands/Kirsten Breustedt (Portrait)