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Die Katholischen Krankenhäuser - Unverzichtbar menschlich

Ausgabe 4 / 19. Dezember 2024

Fachtag diskutierte Strategien mit Zukunft

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„Krisen, Trends und Strategie“ – so lautete das Motto des diesjährigen Fachtags der katholischen Krankenhäuser am 5. September 2024 in Berlin.

„Wir haben schon so manche Krise überstanden“, sagte der neue Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbands, Dr. med. Dirk Albrecht, zur Eröffnung. Daher sei es wichtig, nicht nur auf kommende Gesetze zu schauen, sondern auch auf gemachte Erfahrungen und gefundene Lösungen. Das Programm des Fachtags führe somit bewusst nah an die Praxis.


Lage wirtschaftlich und politisch „trostlos“

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, beschrieb die aktuelle Lage der Krankenhäuser wirtschaftlich und politisch als „trostlos“. Bund und Länder lägen nach zwei Jahren Diskussion maximal auseinander. Es gebe keine konkrete Aussicht auf eine Einigung bezüglich der Krankenhausreform oder der Einführung des Transformationsfonds. Das Gesetz zur Krankenhausreform werde in seiner jetzigen Form keine Besserung bringen. „Mehr als 50 Prozent der Träger planen, Versorgungsangebote einzuschränken, und das betrifft auch Angebote, die bedarfsnotwendig sind“, hob er hervor.

„Besonders besorgniserregend ist, dass kirchliche Strukturen, die über Jahrhunderte gewachsen sind, sang- und klanglos verschwinden. Dies hat Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, denn wenn christlich geprägte Institutionen, die wichtige soziale Aufgaben erfüllen, verschwinden, geht etwas Wertvolles verloren. Dies betrifft nicht nur gläubige Menschen, sondern auch die Regionen, die diese Institutionen als Orientierungspunkte sehen.“


Wie wird den Menschen am wirkungsvollsten geholfen?

„Wir müssen in unserer Arbeit von der sozialen Macht des Christlichen überzeugt sein und überzeugen“, betonte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Mit Blick auf die Krankenhausreform gehe es daher nicht nur um einzelne Häuser, sondern um das Gesicht des Sozialstaats als Ganzes. Veränderung sei notwendig, aber sie dürfe nicht nur um ihrer selbst willen betrieben werden. „Wie wird den Menschen am wirkungsvollsten geholfen?“ – diese Frage müsse immer im Zentrum stehen.


In der Schweiz Hälfte der Spitäler in Gefahr

Den Reigen der Praxiseinblicke eröffnete Rebekka Hatzung, Direktorin des St. Claraspitals in Basel. Sie berichtete über die ebenfalls wirtschaftlich schwierige Lage der Kliniken in der Schweiz. Viele Krankenhäuser schrieben massive Verluste und es werde prognostiziert, dass nur noch 50 von derzeit 100 Einrichtungen langfristig bestehen blieben. Systemrelevante Spitäler – jene, die die regionale Versorgung sichern oder in der Aus- und Weiterbildung sowie Forschung engagiert sind – sollen erhalten bleiben. Allerdings erhielten staatliche Spitäler oft günstigere Kredite und mehr Unterstützung, was private Spitäler benachteilige.

Das St. Claraspital, welches dem Schwesternorden des Klosters Ingenbohl gehört, setze trotzdem auf eine menschliche Versorgung und auf innovative Angebote. „Auch wenn wir klein und persönlich sind, leisten wir einen großen Beitrag zur Gesundheitsversorgung“, so Hatzung. Zudem engagiere sich das Haus für den sozialen Zusammenhalt vor Ort, beispielsweise mit einer spendenfinanzierten Anlaufstelle für psychisch Erkrankte.

Kraft des Verbunds nutzen, um Häuser zu stabilisieren

„Wir sind überregional, aber doch dezentral“, so charakterisierte Dr. Sven U. Langner den Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV), dessen Geschäftsführer er ist. Die zwölf Mitgliedshäuser liegen geografisch weit auseinander und führen keine einheitliche Dachmarke. „Von Beginn an war die Aufgabe, die Einrichtungen regional zu stärken. Das heißt, nicht zu neuen Ufern aufzubrechen, sondern dort, wo wir sind, stärker zu werden und die Kraft des Verbunds zu nutzen, um die Häuser zu stabilisieren.“

Man habe zentrale Funktionen entwickelt, um die Häuser zu unterstützen, und aus der Verbundgeschäftsführung heraus gebe es jeweilige Regionalverantwortungen. Unter dem Motto „umeinander wissen, voneinander lernen, miteinander profitieren“ arbeite man eng zusammen, auch daran, das christliche Profil der Häuser zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben, so Langner.


Vertrauen als wichtigstes Gut

Christian Larisch, Geschäftsführer des Katholischen Hospitalverbunds Hellweg, schilderte eine gelungene Fusion zwischen einem katholischen und einem evangelischen Haus in Unna. Das wichtigste Gut in einem solchen Prozess sei Vertrauen. Zudem habe man eine klare Botschaft formuliert: „Unser Setting ist zu wachsen, nicht zu schrumpfen.“ Mitarbeiter hätten somit nicht um ihre Jobs fürchten müssen. Die Einbindung der Mitarbeiter in den Fusionsprozess und ihre aktive Mitgestaltung seien zentrale Bausteine gewesen.

Zur Akzeptanz habe auch die schnelle und konsequente Änderung des Markenkerns beigetragen: „Wir haben das Logo sofort geändert. Der Name Katharinenhospital und der Name Evangelisches Krankenhaus sind gestrichen worden. Es gab nur noch das christliche Klinikum Unna.“ Ungeachtet dessen betonte Larisch, der Erfolg von Fusionen und Umstrukturierungen hänge maßgeblich von der Verfügbarkeit finanzieller Mittel sowie klaren rechtlichen Rahmenbedingungen ab.


Freigemeinnützige stärker angehalten, Strukturen zu optimieren

Die ViDia Christliche Kliniken Karlsruhe entstanden 2016 aus zwei vormals selbständigen Häusern. Damals kämpften in Karlsruhe fünf Kliniken in einer wettbewerblich schwierigen Lage um ihre Existenz. In Eigeninitiative wurden medizinische Leistungsangebote konzentriert und Kompetenzen gebündelt, um die Patientenversorgung zu verbessern. Doch auch heute sei der Veränderungsprozess noch nicht vollständig abgeschlossen.

ViDia-Vorständin Caroline Schubert sagte: „Wir als freigemeinnützige Krankenhäuser sind die ganze Zeit angehalten, unsere Strukturen zu optimieren, weil wir eben keine Kommune haben, die uns im Hintergrund möglicherweise unterstützt.“ Obwohl die Maßnahmen und Projekte der ViDia Kliniken grundsätzlich in den Strukturfonds passen, seien bisher keine finanziellen Mittel dafür bereitgestellt worden, weshalb die Umstrukturierungen vollständig in Eigenregie und Eigenfinanzierung durchgeführt wurden.

Aktuell sei eine zentrale Herausforderung die Frage der ärztlichen Weiterbildung. Denn durch die Abgabe von Leistungsgruppen könnten in Kliniken Weiterbildungsermächtigungen in Gefahr geraten.

Umbau vom Akutkrankenhaus zur Reha-Klinik mit vielen Gesundheitsangeboten

Zum Schluss schilderte Sebastian Spottke, Geschäftsführer der Marienhaus Gruppe, das wirtschaftlich tragfähige Zukunftskonzept für das St. Josef Krankenhaus Hermeskeil (siehe auch Kommentar). Hier fokussiert sich der Träger künftig auf die Versorgung betagter Patienten, von der stationären Versorgung bis zur Rehabilitation.

„Tagsüber wird es weiterhin eine Notfallversorgung geben“, betonte er, nur die Notfallversorgung rund um die Uhr werde eingestellt. Notfälle, die eine komplexe Behandlung erforderten, sollten direkt in umliegende Schwerpunktkliniken überführt werden. Vielmehr werde eine geriatrische Reha mit 70 Betten geschaffen, ergänzt durch eine „fit vor Reha“-Einheit. Diese soll Patienten, die noch nicht rehafähig sind, für die Rehabilitation vorbereiten.

Zusätzlich werde die ambulante fachärztliche Versorgung über ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ausgebaut. Trotz anfänglicher Befürchtungen in der Bevölkerung konnte durch eine klare und verständliche Kommunikation sowie zahlreiche Bürgerversammlungen die Akzeptanz für das neue Konzept gesteigert werden.

Fotos: Kath. Krankenhausverband/Jens Jeske

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